DER KULTUR-TRUCK
Tourtagebuch
03.06.2021
Münster (19. Tag)
Wow, was für ein idyllisches Fleckchen Erde hier. Wir schlafen alle so gut, wie noch nie auf dieser Tour und krabbeln erst gegen 11 Uhr aus unseren Kojen. Samia, die für die Terminierung des Frühstücks verantwortlich ist, verschiebt die Frühstückszeit kurzfristig um eine Stunde. Den Vormittag verbringen wir damit den Babygraureiher am Teich zu beobachten, Paula spazieren zu führen (Merlin verliert gerade seine Hundeangst), Kaulquappen zu fangen und wieder auszusetzen und natürlich auch mit Behördentelefonaten. Die gehen seit ein paar Tagen leichter von der Hand, denn Dank unserer vorherigen Ordnungsamtkontakten (auch & vor allem aus der Heimat), haben wir wieder einiges dazugelernt und verstehen unsere Rechte auch immer besser. Das ist wertvoll und spart Zeit & Energie. Die Zeit hier im Ruhrpott-Idyll vergeht viel zu schnell und die Abfahrt naht. Münster steht auf dem Reiseplan. Heute stehen wir das erste Mal im Stau. Zum Glück hat Stefan, er ist für das Abfahrtstiming verantwortlich, gut geplant, so dass wir trotzdem rechtzeitig ankommen. Münster ist eine Fahrradstadt, das hatten wir wohl schonmal gehört, aber dass das SOLCHE Ausmaße annimmt, war uns nicht bewusst. Die Fahrradfahrer bestimmen hier auf jeden Fall den Verkehr und wir müssen höllisch aufpassen, um bei diesem Bicycle Race mitmischen zu können. Auf dem Weg in die Stubengasse bekommen wir gleich mehrmals Warnungen vor hohen Bußgeldstrafen und Gefängnis, glücklicherweise von aufmerksamen Mitbürgern und nicht von den Kollegen des Ordnungsamtes. Die sehen wir erst am Zielort und hier hat die Pressearbeit gefruchtet, denn der Polizist hat heute Morgen schon von uns in der Zeitung gelesen. Prima! Die Bar Celona am Stubengassenplatz ist geöffnet und es tummeln sich viele Sonnenhungrige im Restaurant und auf dem Platz. Die Stimmung ist seltsam, wir versuchen sie zu greifen oder zu beschreiben. Es fällt uns schwer. Ein paar Menschen sind gezielt gekommen, um unserer Versammlung beizuwohnen, ein paar gesellen sich aufmerksam dazu und für die sind wir sehr gerne da. Es gibt auch einen, der sich von der Musik gestört fühlt und uns am Liebsten den Verstärker abdrehen würde und es gibt ein Menschenmengengewirr im Hintergrund, das diesen Moment mit einer gewissen Gleichgültigkeit infiziert. „Warum sollte man sich jetzt noch mit diesem Thema beschäftigen, es ist doch wieder fast ein normales Leben möglich“. Wir freuen uns über meine HoFa-Schulfreundin Hella, über eine liebe Künstlerkollegin, die unser Besuch sehr berührt, sowie über alle anderen lieben Münsteraner und versuchen das Hintergrundgemurmel in unserem Herzen auszublenden. Ronja kommt nach einer langen Zugfahrtodysee auch endlich wieder bei uns an und jetzt fahren wir wieder in voller Besetzung nach Haltern am See auf den Ponyhof Sythen. Wir freuen uns auf unseren Off-Day hier in der Hofidylle und verbringen die halbe Nacht am Lagerfeuer.
Fazit: Der Mensch vergisst schnell. Manchmal viel zu schnell.