DER KULTUR-TRUCK
Tourtagebuch
15.06.2021
Greifswald (32. Tag)
Lydia, Olli & Michelle gewähren uns Zutritt zu ihren privaten Räumlichkeiten und befähigen uns zu einem neuen Lebensgefühl. Hannes würde am Liebsten gleich nochmal duschen, um dieses Gefühl festzuhalten. Und nachdem wir auch noch ein paar Maschinen Wäsche waschen dürfen, sind wir rumdum neu geboren. Tausend Dank für Eure Gastfreundschaft! So lässt es sich genussvoll am Parkplatz frühstücken. Wir sprechen über den siebten Sinn, den Umgang mit Hausgeistern und eine gesunde Spiritualität. Es ist so spannend, dass wir wieder mal die Zeit vergessen und kurz vor knapp Greifswald erreichen. Hier steppt der Bär, denn der Wochenmarkt ist noch in vollem Gange. Der Zombie Escaper hält am einzigen freien Platz vor der Sparkasse, um auf weitere Instruktionen zu warten. Die Polizei ist schnell zur Stelle, zeitgleich mit dem Sicherheitsdienst der Bank, der direkt zur Tat schreiten möchte, dann aber von dem tiefenenstpannten Wachtmeister (laut eigener Aussage „Ooohm“) freundlich zurückgehalten wird mit den Worten „der gehört zu uns!“. Zur Entspannung aller Parteien parken wir nochmal um. Die Versammlung beginnt und Greifswald lebt und ist mündig, das spüren wir deutlich. Zum Glück, denn als Hannes feststellt, dass der Defekt des Klangpedals am Klavier nicht am Pedal liegt, sondern an der Anschlussbuchse und wir das Problem jetzt nicht auf die Schnelle lösen können, springen zahlreiche Greifswälder in die Bresche und beteiligen sich mit bewegenden Rede- und Kulturbeiträgen an der Versammlung. Wahrscheinlich hat das Klavier heute eine Pause gemacht, damit Greifswald zu Wort kommt. Auch Hannes Tante Sanni ist angereist. Im Landvergnügen-Buch haben wir einen Stellplatz im Erlebnispark Gristow entdeckt und Vera – unsere Kontaktperson – versprach uns, dass wir gerne kommen dürfen, auch wenn es nach 19 Uhr wird. Den Park gefunden, standen wir vor verschlossenen Türen, am Telefon war niemand erreichbar und der Versuch, durch die halbgeöffnete Toreinfahrt mit dem Wohnmobil zu fahren, scheiterte. Der leergefegte Park mit den Spielgeräten aus DDR-Zeiten hatte einen gewissen Retrocharme und war auch ein bisschen spooky. Die Kinder sind begeistert und nicht zu bremsen. Während den Überlegungen, wie wir uns auf dem Parkplatz vor dem Tor für die Nacht platzieren, rief uns der Klavierbauer aus Greifswald an, den wir nachmittags über Umwege erreicht hatten. Er hat noch eine Idee und könnte uns morgen früh ein Klavier leihen für den Rest unserer Tour, wir müssen es dann nur zurück nach Greifswald bringen. Sensationell, das Problem ist gelöst. Und dann plötzlich kamen wir auch bei unseren Gastgebern von heute durch und fünf Minuten später stand Arne (Veras Mann) vor uns mit einem Lächeln und dem Satz „Schön, dass wir uns begegnen. Ich denke wir haben eine große Schnittmenge“ Hier fühlen wir uns wohl! Wir folgen Arne mit den Wohnmobilen, die Kinder sind noch am Spielplatz. Hinter ihm her fahren wir immer tiefer in den Park, vorbei an Schafen, Ziegen, Pferden, Rotwildgehegen…. jetzt sind wir so weit gefahren, dass die Kids uns nicht mehr alleine finden. Zum Glück ist Lulu bei ihnen. Die Fahrt geht weiter und der Park scheint gar nicht enden zu wollen. In der Ferne sind die Ausläufer der Ostsee (der Bodden) zu sehen. Als wir angekommen sind, können wir unseren Augen kaum trauen. Wir stehen direkt mit dem Blick aufs Wasser in absoluter Idylle, neben uns ein Spielplatz und keine Menschenseele weit und breit. Ein Feuerkorb ist auch da, der Abend wird ein Fest. Hannes holt mit Arne die Kids und bekommt auf dem Weg dorthin noch weitere besondere Orte (zB den Verkehrsübungsplatz in Miniatur) dieses spannenden Geländes gezeigt. Hier sind 120 Hektar Potential, die mit Vera und Arne genau die richtigen neuen Besitzer gefunden haben. Soviel steht jetzt schon fest. Und am Feuer mit Blick aufs Wasser lassen wir den Abend ausklingen. Die Kinder backen Stockbrot, wir sitzen und sinnieren bis der Horizont wieder hell wird.
Fazit: Die Welt braucht engagierte Menschen mit positiven Zielen und dem Herz am rechten Fleck.