DER KULTUR-TRUCK
Tourtagebuch
13.06.2021
Kühlungsborn (30. Tag)
Wir fühlen uns schon richtig heimisch hier im Hinterland versteckt hinter den Wirtschaftsgebäuden und dem Gastgarten der Alten Büdnerei. Und so ein Frühstück kann dann schonmal 2-3 Stündchen des Tages einnehmen, wenn die Zeit dazu da ist. Die Versammlung am Molli-Bahnhof ist heute schon um 15 Uhr, also können wir direkt vom Frühstücken los Richtung Stadt. Kurz vorher telefoniert Hannes noch mit Ines. Sie ist unsere Kontaktperson hier in Kühlungsborn und hat uns eigentlich an den Platz eingeladen, auf dem sich eine Friedensbewegung seit vielen Monaten jeden Sonntagnachmittag trifft, um gemeinsam zu tanzen (den Jerusalem-Tanz, eine Art Line Dance, bei dem auf ausreichend Abstand zwischen den Tänzern geachtet wird). Das Kühlungsborner Ordnungsamt möchte uns vor diesen „aggressiven Menschen“ schützen und untersagt uns den angefragten Platz als Versammlungsort. Stattdessen bekommen wir den Molli-Bahnhofsplatz zugewiesen. Nun gut, wir arrangieren uns und die Jerusalem-Tänzer verlegen ihren Treffpunkt heute ausnahmsweise mal auf den Molli-Bahnhof. So erleben wir eine unvergesslich magische Versammlung aufgeladen voller Lebensfreude, positiver Energie und Gemeinschaftsgefühl. Während wir aufbauen, tanzen die Friedenstänzer. Die Polizei fragt den Versammlungsleiter, ob sie diese Bewegung auflösen sollen und den Platz räumen sollen. Die Gegenfrage, ob sie das Gefühl hätten, dass es Not tuen würde, den Platz räumen zu lassen, verneinen sie. Und auch bei der Maskenpflicht gewähren sie uns aufgrund der sehr niedrigen Inzidenzen ein wenig Spielraum im Rahmen des gesunden Menschenverstandes. Und den haben hier alle – zumindest erleben wir das so. Die Eröffnungsreden sind sehr bewegt und wir sind alle zu Tränen gerührt von dieser Energie. Wenn irgendjemand noch glaubt, dass der gesellschaftliche Wandel, der gerade durchs Land geht in den totalen Untergang führt, der sollte diese Kraft der Gemeinschaft hier spüren. Denn dann wird klar, dass der Wandel notwendig ist, damit wir alle klarer sehen können und eine bessere Welt gestalten können. Jeder kann an diesem Werk teilhaben, denn jeder kleinste Teil kann den Lauf der Dinge verändern. Lasst uns heute damit beginnen! Heute können wir auch das erste Mal unsere Kultur-Truck Shirts gegen Spende verteilen und es laufen jetzt mehr als ein Dutzend Kultur-Truck Fans an der Küste entlang. Das verstärkt das Gemeinschaftsgefühl. Ina aus Schwerin ist da, eine alte Bekanntschaft von Samia. Und auch ein ehemaliger Stadtcafégast, der jetzt in Rostock lebt, hat sich auf den Weg gemacht, um uns zu sehen. Mit diesen Emotionen, mit denen wir hier beschenkt werden, schließen wir Kühlungsborn ganz besonders in unser Herz. Natürlich darf auch heute ein Sprung ins Meer nicht fehlen. Stefan und Daniela ziehen dann los zu ihrem Zweisamkeitsabend, der mit Blick auf den DJ-Pult des Restaurants, im Hintergrund der Yachthafen und der untergehenden Sonne traumhaft beendet wird. Zurück am Wohnmobil sehen wir auch noch Steffi aus Schwerin, eine von Samis engsten Freundinnen (aus Kindertagen), die zu Besuch dazugekommen ist. Ein sehr bewegender Tag geht zu Ende. Fazit: Zusammen können wir alles schaffen!